USR3 – Kantonsanalyse bestätigt Widmer-Schlumpf-Effekt

In den letzten drei Wochen stand Eveline Widmer-Schlumpf im Zentrum der Kampagne über die USR3. Die ehemalige Bundesrätin griff bekanntlich in die heisse Phase des Abstimmungskampfes ein, indem sie sich am 23. Januar im Rahmen eines Interviews mit dem Blick kritisch zur Vorlage äusserte. Dieses Ereignis löste ein beträchtliches Echo aus. Eine Analyse des an der Universität Zürich angesiedelten fög wies nach, dass in der Folge die bereits überdurchschnittliche Intensität der Medienberichterstattung nochmals zunahm.

Die entscheidende Frage lautet jedoch, ob das Interview von Widmer-Schlumpf in Bezug auf das Abstimmungsverhalten der partizipierenden StimmbürgerInnen von Bedeutung war. Gemäss dem Prognosemarkt von 50plus1 kann von einem folgenschweren Kampagnenereignis die Rede sein. Wie am 8. Februar auf diesem Blog berichtet wurde, nahm die Zustimmungswahrscheinlichkeit zur USR3 innerhalb von zwei Tagen um satte 10 Prozentpunkte ab.

Ein weiterer Hinweis auf einen Widmer-Schlumpf-Effekt liefert nun eine simple Analyse der Kantonsergebnisse. In der unten stehenden Graphik werden die Differenzen in Bezug auf die Zustimmungsraten zwischen der USR2 von 2008 und der USR3 dargestellt. Daraus geht hervor, dass die höchsten Zustimmungserosionen in Glarus (21.6%), Graubünden (19.6%) und Bern (17.0%) festzustellen sind. Gegenüber dem Durchschnitt auf gesamtschweizerischer Ebene (9.6%) erweisen sich die Differenzen für diese drei Kantone als rund doppelt so gross.

An der Spitze dieser Rangliste stehen somit die drei Gründungskantone der Bürgerlich-Demokratischen Partei (BDP), der Eveline Widmer-Schlumpf angehört. In diesen Ständen ist die Partei nach wie vor am stärksten präsent und verzeichnet ihre höchsten Wähleranteile. Der Umstand, dass die Gegnerschaft zu den Unternehmenssteuerreformen in den BDP-Stammlanden am stärksten zugelegt hat, deutet auf eine starke Beeinflussung von Eveline Widmer-Schlumpf auf die eigene Wählerschaft hin. Dies ist auch insofern bemerkenswert, als sich die BDP für ein Ja zur USR3 einsetzte.

Darüber hinaus stechen sprachregionale Unterschiede ins Auge. In der Tat fallen die Zustimmungsdifferenzen in der Deutschschweiz höher aus als in der Romandie und im Tessin. Dieses Muster könnte damit zusammenhängen, dass die im Blick publizierten Äusserungen von Frau Widmer-Schlumpf stärkere Beachtung in den Deutschschweizer Kantonen fanden und dementsprechend hier eine grössere Wirkung entfalteten als in den anderen zwei Öffentlichkeitsräumen der Schweiz.