50:50 bei der Masseneinwanderungsinitiative

Am Mittwoch hat GfS Bern die Umfragewerte zur zweiten Welle vor der Volksabstimmung am 9. Februar publiziert. Die Resultate der Masseinwanderungsinitiative haben für Aufsehen gesorgt da gemäss dem Befragungsinstitut die Befürworter der Masseneinwanderungsinitiative beträchtlich aufgeholt haben. Doch ist diese Befürchtung der Initiativgegner begründet?

Wie für die vergangenen Vorlagen habe ich auch diesmal aus den Umfragewerten Prognosen hergeleitet. Die Analyse basiert auf einem einfachen statistischen Modell, das die Daten zu den letzten 42 Vorlagen seit Juni 2008 berücksichtigt. Und tatsächlich: Als Punktschätzung erhalte ich für die Masseneinwanderungsinitative einen Ja-Stimmenanteil von 50 Prozent! Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Abstimmungsresultat zwischen 47 und 53 Prozent zustande kommt, liegt nach meinem Modell bei 95 Prozent. Somit befinden wir uns im statistischen Unschärfebereich – die Abstimmung ist “too close to call”.

Bei der Veränderung der Umfragewerte zwischen den zwei GfS-Wellen handelt es sich um eine untypische Entwicklung. Der Ja-Stimmenanteil hat zwischen den beiden Umfragewellen zugenommen, ein Muster, das bei Initiativen selten vorkommt. Nur bei der Minarett-Initiative konnten die Befürworter zwischen den beiden Umfragewellen in ähnlichem Umfang zulegen. Die Dynamik der Abstimmungskampagne scheint sich also von den meisten anderen Präzedenzfällen zu unterscheiden. Dies könnte für unsere Vorhersage insofern relevant sein, als dass nun in den letzten Tagen die beiden Lager nochmals alles in die Waage werfen dürften. Das heisst, die Daten, welche ich hier analysiere um eine Vorhersage zu machen, haben möglicherweise selber einen Effekt auf das Wahlresultat und damit auf die Genauigkeit der Vorhersage.

Mit deutlich geringeren Unsicherheiten dürften hingegen die Vorhersagen zu den anderen beiden eidgenössischen Vorlagen behaftet sein. Bei FABI erhalte ich einen Ja-Stimmenanteil von 63 Prozent und bei der Volksinitiative „Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache“ eine Ablehnung in der Höhe von 60 Prozent. In beiden Fällen sind also behördenfreundliche Ausgänge zu erwarten.