Wenn Politologen die Devisenmärkte bewegen

Am nächsten Sonntag fallen die Entscheide zu Ecopop, zur Abschaffung der Pauschalbesteuerung und zur Goldinitiative. Aufgrund des Prognosemodells von 50plus1 und des Prognosemarktes von politikprognosen.ch ist von einem dreifachen Nein auszugehen. Am deutlichsten dürfte die Ablehnung bei der Goldinitiative ausfallen. Dies zeichnet sich bereits Ende Oktober ab. Unser aktuellstes Modell erwartet einen Ja-Stimmenanteil von lediglich 31 Prozent.

Trotz dieser eindeutigen Vorzeichen hat die Goldinitiative die Finanzmärkte im Verlauf der letzten Wochen stark beschäftigt. Aufgrund der vermeintlichen Unsicherheit über den Ausgang der Abstimmung wurde an den Devisenmärkten eine erhebliche Verteuerung des Frankens gegenüber dem Euro registriert. Der Kurs der Gemeinschaftswährung näherte sich dabei der Mindestgrenze von 1.20 Franken an, den die Schweizerische Nationalbank (SNB) im September 2011 festgelegt hatte. Ganz offensichtlich vertraten die Marktteilnehmer die Ansicht, dass ein Ja zur Goldinitiative den Handlungsspielraum der SNB beeinträchtigen und somit die Verteidigung des Mindestkurses erschweren würde.

In diesem Zusammenhang reagierten in der vergangenen Woche die Finanzmärkte auf zwei politologische Ereignisse. Am Mittwoch stellte sich unmittelbar nach Bekanntgabe der GfS-Umfrageresultate zur Goldinitiative ein kleiner Kursausschlag ein. Der Euro verteuerte sich um 0.001 Franken. Diese Reaktion war insofern rational, als die Wahrscheinlichkeit einer Annahme der Goldinitiative in weite Ferne rückte. Allerdings war dieser Effekt nur von kurzer Dauer. Bald pendelte sich der Euro auf einem Niveau ein, das leicht unter dem ursprünglichen Kurs lag. Ein ähnliches Muster war am Freitag zu beobachten. Nachdem mein Co-Autor Oliver Strijbis die neusten Prognosemodelle auf 50plus1 publizierte, stieg der Euro wiederum schlagartig um etwas mehr als 0.01 Franken an, um nach einigen Stunden wieder auf den Ausgangskurs zurückzufallen.

P.S. Um unnötige Kursbewegungen zu verhindern, wurde dieser Beitrag absichtlich erst am Abstimmungswochenende veröffentlicht.