Evidenz für Langeweile im Abstimmungskampf

Eine Stärke von Prognosemärkten ist erwiesenermassen, dass sie schon zu einem frühen Zeitpunkt relativ genaue Vorhersagen generieren. Frühe Vorhersagen auf dem Prognosemarkt dürften vor allem auf der Parteienkonstellation und den Erfahrungswerte zu ähnlichen Vorlagen in der Vergangenheit basieren. Daher sind sie vor allem dann aussagekräftig, wenn sich die Kampagne nach üblichem Muster abspielt. Bis jetzt handelt es sich beim Abstimmungskampf zum Energiegesetz um eine solche langweilige, da absehbare, Kampagne. Entsprechend sollte der Prognosemarkt bereits eine verlässliche Vorhersage abliefern.

Doch wie können wir wissen, ob die Vorhersagen des Prognosemarktes zum jetzigen Zeitpunkt plausibel sind? Ein erstes Indiz dafür bildet die Reaktion des Marktes auf Umfrageresultate. Denn sollten die Teilnehmer von den Umfragewerten überrascht gewesen sein, dann hätten sich die Preise für die unterschiedlichen Abstimmungsausgänge, auf denen die Vorhersage basiert, kurz nach Publikation der Umfragen stark verändern müssen.

Wahrscheinlichkeit Ja-Stimmenanteil Energiegesetz

Die Grafik oben zeigt die Entwicklung der Vorhersagen auf dem Prognosemarkt seit dessen Start Ende Februar. Nachdem die Teilnehmer in den ersten Tagen die Startpreise ihren Erwartungen angepasst hatten, veränderten sich ihre Erwartungen kaum. Während des ganzen letzten Monats handelten sie die Wahrscheinlichkeit für ein Ja zwischen 80 und 90 Prozent. Dabei wurde die Wahrscheinlichkeit für einen Ja-Stimmenanteil von 50 bis 60 Prozent durchwegs als wahrscheinlicher gehandelt als ein Ja mit mehr als 60% Befürwortenden.

Die Erwartungen über den Abstimmungsausgang änderten sich auch kaum mit der Veröffentlichung der ersten Umfragedaten. Die Teilnehmer auf dem Prognosemarkt interpretierten diese offensichtlich als Bestätigung ihrer Erwartungen, denn die einzige Reaktion ist, dass seit Erscheinen der Umfragen eine Ja-Mehrheit mit über 90% Wahrscheinlichkeit nun als noch sicherer gehandelt wird als davor. Dies heisst natürlich noch nicht, dass die Vorhersage des Prognosemarktes richtig sein wird. Es weist aber darauf hin, dass der Markt die ersten Umfragewerte bereits einen Monat vor ihrem Erscheinen richtig antizipiert hat. Und es bestätigt den Eindruck, dass es sich beim Energiegesetz bisher um einen recht langweiligen Abstimmungskampf handelt.