Weniger knapp als erwartet

Die Vorhersagen von politikprognosen.ch für die eidgenössischen Abstimmungen lagen deutlich neben dem Resultat. Für die Initiative zur Volkswahl des Bundesrates wurde ein Ja-Wähleranteil von 33 Prozent erwartet, eingetroffen sind 24 Prozent. Damit wurden 9 Prozent mehr Ja-Stimmen vorhergesagt als eingetroffen sind. Bei der Asylinitiative war die Abweichung noch deutlicher. Hier wurden 61 Prozent Ja-Stimmen erwartet, das Resultat lag allerdings bei 78 Prozent (Abweichung: -17 Prozent).

So ernüchternd die Ungenauigkeit der Prognosen auch sein mag, schlimm sind sie nicht. Denn die Abweichungen entsprechen dem Muster, welches bei den letzten fünf Durchführungen bereits beobachtet wurde. Erstens, die Vorhersagen sind wesentlich genauer wenn es bei einer Abstimmung knapp ist. Dies zeigt sich alleine daran, dass in diesem Zeitraum bei nationalen Wahlen erst einmal der falsche Sieger vorhergesagt wurde (bei der Zweitwohnungsinitative). Der Prognosemarkt macht also vor allem dann relativ genaue Vorhersagen, wenn es knapp wird. Das sind auch jene Momente, wenn einige Prozent mehr oder weniger Zustimmung von Bedeutung sind.

Zweitens, zeigen die Abweichungen vom Resultat ein klares Muster. Die Teilnehmer des Prognosemarktes und damit auch deren Vorhersagen gehen beinahe immer von einem knapperen Resultat aus als das Tatsächliche. Das heisst, dass die Prognosen systematisch näher bei 50 Prozent liegen als das tatsächliche Abstimmungsresultat. Bei knappen Abstimmungen sind das in etwa 5 Prozent, bei eindeutigen über 10 Prozent. Es war also typisch, dass ein zu hoher Ja-Wähleranteil für die Initiative zur Volkswahl des Bundesrates und ein zu geringer für das Asylgesetz vorhergesagt wurde.

Damit die Prognosen in Zukunft genauer werden gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man korrigiert die Werte des Prognosemarktes so, dass man die oben beschriebene Verzerrung hin zu 50 Prozent einkalkuliert. Oder man hofft, dass die Teilnehmer des Prognosemarktes diese Verzerrung in Zukunft in ihre Erwartungen einkalkulieren werden. Noch hofft man bei politikprognosen.ch auf die Lernfähigkeit der Marktteilnehmer.