Die zweite Welle von GfS in Prognosen übersetzt

Gestern hat GfS Bern die Umfragewerte zur zweiten Welle vor der Volksabstimmung am 22. September publiziert. Wie das GfS-Team jeweils betont, handelt es sich bei den Umfragen um keine Vorhersagen sondern um Bestandsaufnahmen. Wie nach der ersten Welle der GfS Umfragen, habe ich auch diesmal versucht aus den Umfragewerten Prognosen herzuleiten. Auf Basis der Analyse von 36 Vorlagen seit Juni 2008 komme ich für das Epidemiegesetz und die Liberalisierung der Öffnungszeiten von Tankstellenshops jeweils auf ein knappes Ja und für die Abschaffung der Wehrpflicht auf ein deutliches Nein. Nur bei der dritten Vorlage kann aber eine klare Vorhersage bezüglich des Abstimmungssiegers gemacht werden.

Die Umfragewerte von der zweiten GfS Welle sind in der Regel schon recht nahe bei den tatsächlichen Abstimmungsresultaten. Bis zum Abstimmungssonntag setzt sich jedoch der Trend von der ersten zur zweiten Welle der GfS Umfragen oftmals noch fort. Typischerweise verlieren dabei sowohl Initiativen als auch Referenden noch etwas an Zustimmung. Das heisst, die Herausforderer der Regierung büssen oftmals auf den letzten Metern noch an Zuspruch ein, was bei knappen Entscheidungen über Sieg oder Niederlage entscheiden kann.

GFS2_InitiativenAbbildung 1 zeigt den Zusammenhang der Ja-Werte bei der zweiten Welle der GfS Umfragen und dem tatsächlichen Abstimmungsergebnis. Abgebildet sind dabei alle Initiativen seit Juni 2008, für die ich bei GfS Daten online gefunden habe. Die Abbildung zeigt deutlich, dass für Initiativen die Umfragewerte der zweiten Welle recht genaue Prognosen für das Abstimmungsresultat darstellen. Allerdings kann von den Umfragewerten nicht eins zu eins auf das Abstimmungsresultat geschlossen werden, denn die Initiativen verlieren bis zum Abstimmungssonntag typischerweise noch etwas an Zustimmung. Dieser Trend ist aber nicht bei allen Initiativen gleich stark ausgeprägt.

GFS2_ReferendenFür Referenden ergibt sich ein ähnliches Bild. Die zweite GfS Umfrage gibt schon einigen Aufschluss darüber, wie die Abstimmung ausgehen wird. Allerdings ist der Zusammenhang deutlich weniger klar als bei den Iniatiativen. Bei genauem Hinsehen zeigt sich auch, dass die Gegner einer Gesetzes- oder Verfassungsänderung typischerweise noch etwas an Zuspruch verlieren (Abbildung 2).

Aus den oben beschriebenen statistischen Zusammenhängen lassen sich mit einfachen quantitativen Modellen Vorhersagen machen. Dazu habe ich die Anteile, welche sich für oder gegen eine Vorlage in der ersten und zweiten Welle der GfS Umfrage aussprechen, ins Modell aufgenommen. Den Miteinbezug der Werte aus der ersten Umfrage hilft dabei die Stärke des Trends bei der Meinungsbildung abzuschätzen. Für die vergangenen 36 Abstimmungsvorlagen lassen sich mit diesem Modell im Nachhinein recht genaue Vorhersagen machen. Im Durchschnitt liegt die Prognose nur 1,8 Prozentpunkte neben dem Schlussresultat.

Extrapoliert man von diesem Modell auf die Abstimmungen vom 22. September, so kommt man für das Epidemiegesetz auf einen erwarteten Ja-Stimmenanteil von 54 Prozent, für die Liberalisierung der Öffnungszeiten von Tankstellenshops von 52 Prozent und für die Abschaffung der Wehrpflicht auf 31 Prozent. Berücksichtigt man Stichprobenfehler und den Umstand, dass ich hier von der Vergangenheit auf die Zukunft extrapoliere, kommt man zum Schluss, dass damit nur bei der dritten Vorlage eine klare Vorhersage bezüglich des Abstimmungssiegers gemacht werden kann.